Dies wäre eine großartige Gelegenheit, um einen guten Gewinn einzufahren und Ihr Spielzeug neuen Kund:innen zugänglich zu machen. Sie stellen jedoch fest, dass Sie den Materialaufwand, die Personalkosten, den Versand und alle üblichen Betriebsausgaben nicht stemmen können, während Sie noch auf die Zahlung warten. Leider müssen Sie sich diese Chance also durch die Lappen gehen lassen, da Sie nicht über genug Kapital verfügen, um die Deckung aller Kosten vorzustrecken.

Bzw. würde Folgendes passieren, wenn ein:e andere:r Unternehmende:r das Angebot zu den gleichen Konditionen ohne lange zu zögern annimmt. Nach der Bezahlung des Materials, der Produktionskosten und des Versands trifft die Bestellung bei der Einzelhandelskette ein und der 90-Tage-Zahlungs-Countdown beginnt, aber zu diesem Zeitpunkt ist das Unternehmen bereits nicht mehr zahlungsfähig.

Das Unternehmen kann keine Gehälter an das Personal ausbezahlen, das den Betrieb daraufhin verlässt, und die Miete steht aus, sodass der/die Vermieter:in mit der Kündigung des Geschäftslokals droht. Obwohl das Unternehmen auf eine größere Geldsumme wartet, reichen seine Ersparnisse nicht für die Finanzierung des laufenden Betriebs aus. Das Unternehmen ist gezwungen, noch vor Zahlungseingang zu schließen.

Saisonal tätige Unternehmen sind oft besonders von Verwaltungsschwierigkeiten hinsichtlich ihres Cashflows betroffen, denn sie erwirtschaften den Großteil Ihres Gewinns innerhalb eines kurzen Zeitraums, stehen aber das komplette Jahr für die Deckung der Grundausgaben sowie aller zusätzlichen Kosten vor und während der Hauptsaison, was selbst bei ganzjährigem Betrieb so manche Herausforderung mit sich bringen kann.

Zahlungen selbst schneller zu erhalten und eigene Ausgaben zu verzögern, kann ein Hilfsmittel zur Verwaltung des Cashflows sein, und auch durch den Zugang zu Kapital über Ersparnisse oder ein Darlehen lassen sich schwierige Zeiten überstehen.

Hier finden Sie einige Ressourcen und Taktiken, die Sie bei der Verwaltung Ihres Cashflows unterstützen können.

Ersparnisse anlegen
Während viele neue Unternehmensbesitzer:innen ihr gesamtes verfügbares Kapital in die Finanzierung und das Wachstum ihrer Firma investieren müssen, sollten Sie lieber versuchen, kleine Teile der Geschäftseinnahmen als Ersparnisse zur Seite zu legen. Das gesparte Geld steht Ihnen dann für Ausgaben oder Investitionen zur Verfügung.

Einnahmen erhöhen und Ausgaben senken
Die beste Strategie zur Verbesserung Ihres Cashflows ist, mehr Geld zu verdienen als auszugeben. Das erreichen Sie durch:

• Preiserhöhungen.
• Umsatzsteigerung durch Werbeaktionen.
• Versuchen Sie, zusätzliche Einkommensquellen zu finden. Vielleicht können Sie zusätzliche Produkte oder Dienstleistungen in Ihr Angebot mit aufnehmen oder auch Mitgliedschaften oder Abonnements anbieten, um Ihre monatlichen Einnahmen zu erhöhen.
• Senken Sie die Betriebskosten durch geringeren Strom- oder Wasserverbrauch und sparen Sie bei Heiz- oder Klimaanlagensystemen.
• Investieren Sie in umweltfreundliche Geräte, die weniger Strom verbrauchen.
• Vergleichen Sie alle verfügbaren Optionen, bevor Sie einer laufenden Ausgabe zustimmen, z. B. einem Software-Abonnement oder der Miete von Geräten.

Kontokorrentkredit eröffnen
Möglicherweise können Sie einen Geschäftskredit bei einer Bank, einer Kreditgenossenschaft oder einem anderen Finanzinstitut eröffnen. Ihre Kreditlinie verfügt über ein Kreditlimit, d. h. einen Höchstbetrag, der auf einmal ausgeliehen werden kann. Mit der Eröffnung eines Kontokorrentkredits müssen Sie nicht sofort Geld leihen.

Bei einigen dieser Konten fallen Jahresgebühren an, abgesehen davon sind in der Regel aber nur Gebühren oder Zinsen fällig, wenn auch Geld geliehen wird. Sich eine Kreditlinie offen zu halten ist eine kostengünstige (oder kostenlose) Option für den Fall, dass Sie einmal schnell zusätzliches Kapital benötigen.

Zahlungsfristen mit Lieferant:innen vereinbaren
Treffen Sie beim Wareneinkauf von anderen Unternehmen Vereinbarungen über Zahlungsfristen, denn dadurch besteht die Möglichkeit, Lieferant:innen erst innerhalb einer bestimmten Frist nach Zusendung einer Rechnung zu bezahlen. Das Aushandeln von Konditionen mit Ihren Lieferant:innen kann ein sehr effektives Mittel zur Steuerung des Cashflows sein, ohne dass zusätzliche Kosten anfallen.

Bei einer 30-Tage-Netto-Rechnung begleichen Sie den Betrag beispielsweise innerhalb von 30 Tagen nach Erhalt der Rechnung, oder Sie vereinbaren andere Klauseln mit einer Nettozahlungsfrist von 45 oder 60 Tagen bzw. einem noch längeren Zeitraum.

Vertragsbedingungen dieser Art verschaffen Ihnen eine längere Frist bis zur Rechnungsfälligkeit, geben Ihnen bessere Möglichkeiten, die Zukunft zu planen und machen Sie weniger abhängig davon, wie schnell Sie selbst Zahlungen von Kund:innen erhalten.

Nettokonditionsvereinbarungen werden auch als „Handelskredite“ bezeichnet, denn längere Zahlungsfristen von Unternehmen kommen einem Kredit gleich, der einem Darlehen für den gegebenen Zeitraum entspricht. Hier fallen normalerweise keine Zinsen an, einige Lieferant:innen gewähren bei vorzeitiger Zahlung aber eventuell Rabatte.

Rabattgewährung bei vorzeitiger Zahlung
Konditionsvereinbarungen funktionieren in beide Richtungen. Verkaufen Sie selbst Produkte oder Dienstleistungen an andere Unternehmen, begleichen diese die Rechnungen möglicherweise nicht sofort. Dies gilt vor allem für große Unternehmen mit einem umfassenderen Verhandlungsspielraum – entweder Sie stimmen deren Bedingungen dann zu oder verzichten auf das Geschäft. Möglicherweise können Sie Ihre Kund:innen jedoch mit einem Skonto zur vorzeitigen Begleichung von Rechnungen motivieren. Vereinbaren Sie 60-Tage-Netto-Rechnungen und gewähren Sie bei einer Zahlung innerhalb von 30 Tagen 5 % Skonto oder bieten Sie 10 % bei sofortiger Zahlung.

Insgesamt erhalten Sie so zwar weniger, eine frühere Auszahlung kann Ihnen aber zu einem positiven Cashflow verhelfen.

Rechnungsfinanzierung
Wenn Ihnen andere Unternehmen Geld schulden, können Sie Ihre unbezahlten Rechnungen möglicherweise dazu verwenden, um einen Kredit aufzunehmen oder einen Kontokorrentkredit zu eröffnen.

Der/die Kreditgeber:in kann die Höhe Ihrer Schulden, die finanzielle Situation Ihres Unternehmens und den Geschäftskredit Ihrer Kund:innen berücksichtigen (denn Ihre Kreditfähigkeit könnte von den Rückzahlungen abhängen).

Rechnungs-Factoring
Das Factoring von Rechnungen ist eine Form der Rechnungsfinanzierung. Hier nehmen Sie keinen Kredit auf, sondern {/t1}{t2}verkaufen Ihre Rechnung an ein Factoring-Unternehmen, das Ihnen gegen eine Gebühr Geld leiht, damit Sie die Außenstände Ihrer Kund:innen später einfordern können.

Wenn Sie eine Rechnung einreichen, erhalten Sie einen Teil des Betrags im Voraus von der Factoring-Gesellschaft und den Rest – abzüglich der Gebühr für die Factoring-Gesellschaft – nachdem Ihr Kunde die Rechnung beglichen hat. 

Bei dieser Praxis müssen Sie Ihre Kund:innen möglicherweise auffordern, die Zahlung direkt an das Factoring-Unternehmen zu tätigen. In manchen Fällen können Sie diese auch anweisen, die Zahlungen auf ein von der Factoring-Gesellschaft kontrolliertes Bankkonto zu überweisen, ohne dass Ihre Kund:innen von der Factoring-Gesellschaft in Kenntnis gesetzt werden.

Anders als bei der Rechnungsfinanzierung zahlen die Kund:innen also an die Factoring-Gesellschaft und nicht an Sie als Unternehmen. Je nach Vertrag müssen Sie das Geld jedoch unter Umständen dennoch selbst zahlen, wenn Ihre Kund:innen ihre Rechnungen nicht begleichen.

Sowohl bei der Rechnungsfinanzierung als auch beim Factoring sollten Sie Ihre Optionen vor einer Vertragsunterzeichnung sorgfältig vergleichen. Die Kredithöhe, die Gebühren und die Vertragsbedingungen können sich von Kreditgeber:in zu Kreditgeber:in unterscheiden. Rechnungsfinanzierung und Factoring können Ihnen zwar bei der Bewältigung Ihres Cashflows helfen, aber sie kosten auch Geld, und jegliche unnötigen Gebühren möchten Sie sicher vermeiden.

Händler:innenbarvorschuss
Mit einem Händler:innenbarvorschuss können Sie sich zwar schnell Geld leihen, diese Option kann sich jedoch als kostspielig herausstellen, da manche Kleinunternehmenden daraufhin viel länger als erwartet in Schulden feststecken.

Bei einem Händler:innenbarvorschuss erhalten Sie in der Regel einen Vorschuss auf einen bestimmten Prozentsatz Ihrer künftigen Kreditkarten- und Debitkartenumsätze. Unternehmen, die keine Karten akzeptieren, können einen Händler:innenbarvorschuss unter der Voraussetzung erhalten, dass sie das Geld mit festen Zahlungen von einem Geschäftskonto rückerstatten.

Der gesamte Rückzahlungsbetrag wird bei der Auszahlung Ihres Barvorschusses festgelegt. In der Regel sparen Sie durch vorzeitige Rückzahlungen kein Geld, da Ihre Gesamtkosten bereits feststehen. Im Allgemeinen sind tägliche oder wöchentliche Rückzahlungen zu leisten.

Je nach Vereinbarung kann Ihr Kreditkartenunternehmen Ihr eingenommenes Geld zwischen Ihnen und dem Handelsunternehmen aufteilen: Es kann das gesamte Geld an das Handelsunternehmen überweisen, das dann Ihren Anteil an den Verkaufserlösen an Sie weiterleitet, oder Sie müssen den Händler:innen eine Vollmacht erteilen, um Geld von Ihrem Bankkonto abzuheben.

Es ist oft einfach, sich für einen Händler:innenbarvorschuss zu qualifizieren und im Falle eines finanziellen Engpasses erhält man schnell Geld. Die Rückzahlung inklusive des geforderten Prozentsatzes vom Umsatz kann einem positiven Cashflow jedoch im Wege stehen. Händler:innenbarvorschüsse gelten als eher teure Variante und sollten in der Regel nur als letzter Ausweg in Betracht gezogen werden.